Der illustrierte Mann
Der illustrierte Mann von Ray Bradbury
Zusammenfassung:
Die meisterhaften Tätowierungen des illustrierten Mannes erzählen des Nachts 18 Kurzgeschichten aus der Zukunft.
Rezension:
Um zwei Uhr dreissig erklärte sich Miss Amerika 1940 bereit, alle Marsmenschen zu küssen, wenn sie sich, bitte, in Reihe aufstellen wollten.
Zugegeben, es hat eine Weile gedauert bis ich mich in diesen Kurzgeschichten zurechtgefunden habe, aber schliesslich haben sie es doch geschafft mich zu entzücken und für sich einzunehmen.
Um zwei Uhr dreissig und zehn Sekunden spielte die Kapelle How Do You Do, Everbody, um die Verlegenheit zu vertuschen, die durch Miss Amerikas Vorschlag entstanden war.
Was natürlich von Anfang an klar ist, ist die Genialität des Konzeptes. Ein Mann dessen Illustrationen (Tattoos) sich nachts bewegen und Geschichten aus der Zukunft erzählen? Komm schon, wenn das nicht übertrieben cool klingt, dann weiss ich auch nicht weiter.
Die ersten Kurzgeschichten haben mich dann aber irgendwie enttäuscht, weil sie für meinen Geschmack zu "moralisierend" waren. Die ersten Geschichten lassen sich nämlich alle mit einer sehr einfachen, gar langweiligen, Moral zusammenfassen. Das hat mir in dem Moment einfach nicht gefallen, besonders als es dann auch noch um Religion (interessanterweise kam Religion in einer späteren Geschichte auch noch mal kurz auf, nur mit einem anderen Ansatz, weshalb diese erste Geschichte, für mich zumindest, wieder gerade gerückt wurde) ging und ich absolut keine Lust hatte, irgendwelche Predigen über mich ergehen lassen zu müssen.
Aber dann haben die Geschichten ihre Moral verloren und mir ist plötzlich klar geworden: das ist ja wie die Robotermärchen! Nun ja, zugegeben, die Robotermärchen sind (um einiges) lustiger, während der Illustrierte Mann definitiv einen sehr düsteren Ausblick auf die Zukunft gibt (ungefähr die Hälfte der Geschichten geht davon aus, dass wir Menschen uns, auf die eine oder andere Art, in der Zukunft in einem dritten Weltkrieg ziemlich/komplett vernichtet haben werden), aber von der Art her sind sich die beiden ziemlich ähnlich. Sobald ich das kapiert habe, konnte ich das Buch auch noch wirklich sehr geniessen.
Wer Sci-Fi Kurzgeschichten mag, dem kann ich das hier nur empfehlen, wirklich. Die Ideen sind wirklich klasse und interessant vermischt mit verschiedenen Genre (es hat z.B. einige Horror-Elemente, die mir sehr gefallen haben). Ausserdem lässt sich dieses Buch auch grundsätzlich einfach sehr gut lesen, ich zumindest bin nur so durch die Seiten geflogen. Ausserdem fand ich, persönlich, es ziemlich witzig, wie verschiedene Themen, die Bradbury auch schon in Fahrenheit 451 thematisiert hat, hier aufgetaucht sind, nur halt aus einer ganz anderen Perspektive mit ganz anderem Effekt.
Bewertung:
Hat mir wirklich gefallen und ist sicher für jeden, der Sci-Fi mag zu empfehlen – 4/5 Sterne.
Details:
Name: Der illustrierte Mann
Originaltitel: The Illustrated Man
Autor: Ray Bradbury
Verlag: Diogenes
Seitenanzahl: 332
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