All das hier
All das hier von Alexander Kamber
Zusammenfassung:
Einen Sommer lang waren sie zusammen, haben in Hamburg ein Theaterstück auf die Bühne gebracht und sind danach für unbeschwerte Tage ans Meer gefahren. Ein Jahr später kommt Finn bei einem Autounfall ums Leben, und mit ihm schwindet das heimliche Gravitationszentrum der Beziehungen. Da ist Anna, einst Finns Freundin, die jetzt mit Malte zusammen ist. Malte, dessen Nähe zu Finn ungeklärt geblieben ist. Und da ist Ben, dem Finn gegen die Drogen zu helfen versucht hat und der Finns Freundin Nessa mehr als zugeneigt ist. Der Roman erzählt von den wenigen Tagen nach Finns Tod und vom Wiedersehen der Freunde zum Begräbnis in Zürich. Sie streifen durch die Bars und über die Dächer der Stadt und versuchen, das Vergangene wieder zusammenzusetzen. Der noch von Finn geplante gemeinsame Trip nach Südfrankreich verspricht, wieder an jene Tage am Meer anknüpfen zu können.
Rezension:
Ich wollte aufstehen. Ich wollte sie nochmals umarmen, Ihre Haut berühren. Ihr einen Kuss geben, einen richtigen dieses Mal. Nicht wie vorhin, als ich hereingekommen war und sie bereits an diesem Tisch sass und alles nur aus Gewohnheit war, weiter nichts. Ich sah mich um, es war ein normales Café voller Leute, die einander gegenübersassen und sich nicht rührten. Sie standen nicht auf und küssten sich nicht und nahmen sich auch nicht in den Arm. Ich blieb sitzen.
Ein wirklich solides Debüt. Das möchte ich ganz grundsätzlich betonen. Dieses Buch lässt sich gut lesen, ich bin praktisch durch die Geschichte geflogen, ausserdem hat es eine angenehme Atmosphäre und kommt gut damit klar, dem Leser indirekt ziemlich viel Wissen zukommen zu lassen. Alles Dinge, die ich sehr zu schätzen weiss. Es ist die Art Buch, die sich gut weiter empfehlen lässt, da es so hübsch fliesst und nicht zu viel Platz einnimmt. Aber, und leider gibt es ein aber, ich glaube ich bin einfach nicht die geeignete Leserschaft für All das hier.
Ich musste eine ganze Zeit lang darüber nachdenken, was es an diesem Buch ist, dass mich irgendwie abgeschreckt hat. Seine guten Qualitäten sind schon von Anfang an offensichtlich, aber je mehr ich gelesen habe, desto mehr hat mich irgendetwas genervt. Ich habe immer wieder versucht, die kleineren Probleme zu einem grösseren Ganzen zu kombinieren, aber erst ein Tag später haben die Puzzleteile ein Bild ergeben. Jetzt ist mein nächstes Problem, dass ich nicht genau weiss, wie ich besagtes Problem adäquat in Worte fassen soll.
Was ich sagen will ist: es ist mir zu 'männlich'. Hear me out. Es gibt eine bestimmte Art von Buch, welche einfach eindeutig von Männern geschrieben wurde und eine (tendentiell eher) männliche Leserschaft brauchen, um zu wirken. Das gleiche gibt es auch für 'weibliche' Bücher. Der Protagonist, zum Beispiel, hat sich wie ein kompletter Prototyp angefühlt, da hätte sich jeder hineinversetzen können; einen Effekt, wie man ihn aus ikonischen YA Büchern wie Twilight kennt. Dem Protagonist fliegt die Handlung so ziemlich entgegen, weshalb sie auf mich einfach nicht verdient wirkt, aber ich kann mir gut vorstellen, dass ein 'männlicher' Leser sich trotzdem darüber freuen könnte. Ich meine, die restlichen Charaktere schmeissen sich allesamt Malte praktisch an den Hals - ich halte das für ziemlich kitschig, aber ich schliesse nicht aus, dass andere Leser das nicht stört oder es sogar gut finden, weil sie sich irgendwie selber darin sehen oder sehen wollen.
Dann kommt dazu noch ziemlich viel - ehm - 'männliche' Thematik, welche diesen Eindruck verstärkt. 'Männliche' Thematik ist hierbei wirklich der falsche Ausdruck, aber ich weiss echt nicht, wie ich das beschreiben soll. Hier ein Beispiel: Malte macht, vor dem Leser, kein Geheimnis daraus, dass er Anna mehrmals betrogen hat. Okay, gut, das könnte ein Interessantes Thema sein, wenn er sich auch tatsächlich damit auseinandersetzen würde. Tatsächlich aber scheint er nie irgendwie ernsthaft mit seinem Gewissen zu kämpfen zu haben. Anna und er haben eine monogame Beziehung, aber wirklich scheint er sich ja nicht daran zu halten und irgendwie soll man das als Leser halt einfach akzeptieren? Weil es vollkommen natürlich ist, dass ein Typ halt mal eben ein bisschen rummachen/Sex haben kann, wenn es ihm halt angeboten wird?
Ein weiteres Beispiel: der tapfere Retter in des Weibchens grosser Not. Malte kommt irgendwie immer wieder mal in Situationen in denen er seine weiblichen Comrades retten muss. Also, immer wenn sie irgendwie bedroht wirken. Manchmal ist das komplett angebracht, manchmal eigentlich nicht, wenn besagte Frauen die Situation eigentlich unter Kontrolle zu haben scheinen muss er nicht aufspringen und durch die Gegend schreien, scheint es mir. Zu diesem Beispiel gehört ausserdem: der tapfere Held, welcher tragisch missverstanden wird. Irgendwie ist eines der zentralen Themen des Buches, dass Malte sich von Anna nicht ganz verstanden fühlt, was ihn irgendwie in seinem Verhalten rechtfertigt. Ich verstehe, dass es anstrengend ist, wenn man meint, dass die Kommunikation zu einer Person nicht so läuft, wie man das will, aber deshalb hat man doch eigentlich keinen Grund, sich daneben zu benehmen (und z.B. fremd zu gehen).
Nun ja, vielleicht ist 'männlich' schlichtweg das falsche Wort für das Problem, welches ich mit All das hier habe, ich will nämlich eigentlich keinesfalls sagen, dass männliche Themen nicht interessant oder gut sein können. Aber genau wie 'weibliche' Themen anstrengend sind (armes, hilfloses, superduperhübsches, total normales Mädchen wird plötzlich von den heissesten Typen überhaupt begehrt), sind es eben auch 'männliche' (tragisch missverstandener Held bekommt Sex etc. während er den Sinn des Lebens entdeckt). Man beachte die Anführungs- & Schlusszeichen.
Ich musste eine ganze Zeit lang darüber nachdenken, was es an diesem Buch ist, dass mich irgendwie abgeschreckt hat. Seine guten Qualitäten sind schon von Anfang an offensichtlich, aber je mehr ich gelesen habe, desto mehr hat mich irgendetwas genervt. Ich habe immer wieder versucht, die kleineren Probleme zu einem grösseren Ganzen zu kombinieren, aber erst ein Tag später haben die Puzzleteile ein Bild ergeben. Jetzt ist mein nächstes Problem, dass ich nicht genau weiss, wie ich besagtes Problem adäquat in Worte fassen soll.
Was ich sagen will ist: es ist mir zu 'männlich'. Hear me out. Es gibt eine bestimmte Art von Buch, welche einfach eindeutig von Männern geschrieben wurde und eine (tendentiell eher) männliche Leserschaft brauchen, um zu wirken. Das gleiche gibt es auch für 'weibliche' Bücher. Der Protagonist, zum Beispiel, hat sich wie ein kompletter Prototyp angefühlt, da hätte sich jeder hineinversetzen können; einen Effekt, wie man ihn aus ikonischen YA Büchern wie Twilight kennt. Dem Protagonist fliegt die Handlung so ziemlich entgegen, weshalb sie auf mich einfach nicht verdient wirkt, aber ich kann mir gut vorstellen, dass ein 'männlicher' Leser sich trotzdem darüber freuen könnte. Ich meine, die restlichen Charaktere schmeissen sich allesamt Malte praktisch an den Hals - ich halte das für ziemlich kitschig, aber ich schliesse nicht aus, dass andere Leser das nicht stört oder es sogar gut finden, weil sie sich irgendwie selber darin sehen oder sehen wollen.
Dann kommt dazu noch ziemlich viel - ehm - 'männliche' Thematik, welche diesen Eindruck verstärkt. 'Männliche' Thematik ist hierbei wirklich der falsche Ausdruck, aber ich weiss echt nicht, wie ich das beschreiben soll. Hier ein Beispiel: Malte macht, vor dem Leser, kein Geheimnis daraus, dass er Anna mehrmals betrogen hat. Okay, gut, das könnte ein Interessantes Thema sein, wenn er sich auch tatsächlich damit auseinandersetzen würde. Tatsächlich aber scheint er nie irgendwie ernsthaft mit seinem Gewissen zu kämpfen zu haben. Anna und er haben eine monogame Beziehung, aber wirklich scheint er sich ja nicht daran zu halten und irgendwie soll man das als Leser halt einfach akzeptieren? Weil es vollkommen natürlich ist, dass ein Typ halt mal eben ein bisschen rummachen/Sex haben kann, wenn es ihm halt angeboten wird?
Ein weiteres Beispiel: der tapfere Retter in des Weibchens grosser Not. Malte kommt irgendwie immer wieder mal in Situationen in denen er seine weiblichen Comrades retten muss. Also, immer wenn sie irgendwie bedroht wirken. Manchmal ist das komplett angebracht, manchmal eigentlich nicht, wenn besagte Frauen die Situation eigentlich unter Kontrolle zu haben scheinen muss er nicht aufspringen und durch die Gegend schreien, scheint es mir. Zu diesem Beispiel gehört ausserdem: der tapfere Held, welcher tragisch missverstanden wird. Irgendwie ist eines der zentralen Themen des Buches, dass Malte sich von Anna nicht ganz verstanden fühlt, was ihn irgendwie in seinem Verhalten rechtfertigt. Ich verstehe, dass es anstrengend ist, wenn man meint, dass die Kommunikation zu einer Person nicht so läuft, wie man das will, aber deshalb hat man doch eigentlich keinen Grund, sich daneben zu benehmen (und z.B. fremd zu gehen).
Nun ja, vielleicht ist 'männlich' schlichtweg das falsche Wort für das Problem, welches ich mit All das hier habe, ich will nämlich eigentlich keinesfalls sagen, dass männliche Themen nicht interessant oder gut sein können. Aber genau wie 'weibliche' Themen anstrengend sind (armes, hilfloses, superduperhübsches, total normales Mädchen wird plötzlich von den heissesten Typen überhaupt begehrt), sind es eben auch 'männliche' (tragisch missverstandener Held bekommt Sex etc. während er den Sinn des Lebens entdeckt). Man beachte die Anführungs- & Schlusszeichen.
Bewertung:
Alles Positive, was ich über dieses Buch gesagt habe, gilt natürlich trotzdem. Dass meine Kritik so lange geworden ist, liegt vor allem daran, dass ich mich irgendwie verständlich machen wollte. Ich weiss immer noch nicht, ob mir das wirklich gelungen ist. Nun ja. 3 von 5 Sterne gibt es zumindest von mir.
Details:
Name: All das hier
Autor: Alexander Kamber
Verlag: Limmat Verlag
Seitenanzahl: 192
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