Blaue Tulpen
Blaue Tulpen von Devon Wolters
Zusammenfassung:
Der Krieg ist vorbei. Eine Wüste beherrscht Europa. Die Menschheit hat die Erde verlassen. Nur eine Familie kämpft noch um ihr überleben.
Rezension:
"Woher wissen wir, dass du im Krieg nicht einfach verrückt geworden bist? Ein verrückter, einsamer Mann, der gerade seine Familie tötet?"
Ich habe dieses Buch mit (sehr hohen) erfüllten Erwartungen geschlossen. Natürlich kenne ich Devons Geschichten schon seit einer Weile und doch war ich etwas nervös, wie er sich mit einem solch langen nicht-Hörbuch Format schlagen würde. Ich hätte mir keine Sorgen machen müssen.
Wer schon Geschichten von Helchastor gehört hat, der wird sehr viele seiner prominentesten Themen auch in Blaue Tulpen wiederfinden – Veteranen, Wüsten, Verzweiflung, Wahnsinn (die kaltblütige Art), Monster (auch die menschliche Art), noch mehr Wüste, und natürlich (Schuss-)Waffen, um nur einige wenige zu nennen. Im Grunde illustriert dies, wie Devon es, mit scheinbarer Leichtigkeit, geschafft hat, eine Geschichte wie immer zu schreiben, nur halt in noch länger. Hätte ich einen Hut, würde ich ihn jetzt ziehen.
Dabei muss ich allerdings anmerken, dass mir die erste Hälfte etwas Schwierigkeiten bereitet hat. Ich wusste zuerst nicht wieso sich die Geschichte so schleppend anfühlt (was natürlich komplett absichtlich sein könnte, weil Wüste und Hitze und mürbe machen), bis dann das fehlende Element aufgetaucht ist und die Frage direkt selbst beantwortet hat. Der Antrieb ist anfangs einfach nicht wirklich da, sobald der allerdings auftaucht, beginnt, wie man so schön sagt, die Kacke so richtig zu Dampfen.
Ganz ehrlich, die zweite Hälfte hat mich so richtig umgehauen und ich fand sie um längen besser als die Erste. Klar, zuerst muss sich die Geschichte einpendeln, eine Dynamik aufbauen, Charaktere etabliert werden, nur hat mir das zu lange gedauert. Auch weil ich schon so viele Geschichten von Devon kenne war ich mit den Charakter-Prototypen schon sehr vertraut und wollte einfach nur wissen was mit ihnen passiert, nicht wer sie davor waren (denn es ist immer die Art und die Auswirkung der Veränderung, die ich an Devons Geschichten interessant finde). Wer sich mit den sonstigen Geschichten des Autoren allerdings noch nicht so auskennt, der sollte sich darum keine Sorgen machen, der wird nämlich schon von Anfang an sein blaues (Tulpen-)Wunder erleben. (Wenn wir schon dabei sind, möchte ich auch anmerken, wie brillant die Wahl des blaue Tulpen-Dings ist. Ich will jetzt nicht sagen, um was es sich dabei handelt, aber das war das Storyelement, dass mir vielleicht sogar am besten von allen gefallen hat. Es hat auf so vielen Ebenen agiert, es war wundervoll.)
Und, oh Junge, hat die zweite Hälfte an Boden aufgeholt. Es gab einen ganz bestimmten Augenblick, in dem ich gemerkt habe: jetzt geht's los. Und so war's dann natürlich auch. Die Geschichte nahm an Geschwindigkeit zu, das Ziel war klar – nicht unbedingt für den Leser oder die Protagonisten, aber es gab ein deutlich spürbares Ziel, besser gesagt ein Endstadium, auf das man zuraste – und die Gefahr auf den Fersen. Das ist die Magie, die Devons Geschichten süchtig macht. Selbstverständlich hat sie auch hier ihre Wirkung gezeigt und das Verlangen nach mehr geweckt.
Also, Helchi, wenn du das hier liest, sorg dafür, dass ich bald dein nächstes Buch bekomme, ja? Und, naja, der Rest der Welt darf es, von mir aus, auch lesen, ich bin ja grosszügig.
Über Leichen und rauen Wüstenboden, durch Blut und beissenden Gestank kriecht ein Mann.
Er kriecht nach Hause.
Bewertung:
Wäre das ganze Buch (oder mehr Buch) wie die zweite Hälfte gewesen, würde meine Bewertung zwischen 4.5-5 Sternen schwanken, so verbleibe ich allerdings mit 4/5 Sternen. Immer noch eine grossartige Leistung für einen ersten Roman.
Details:
Name: Blaue Tulpen
Autor: Devon Wolters
Seitenanzahl: 164
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