Grau


Grau von Jasper Fforde

Zusammenfassung:

Das Schicksal meint es gut mit Eddie Russett: Seine Rotsicht ist exzellent, und damit ist er in seiner Welt quasi ein gemachter Mann. Denn dort ist das Vermögen, Farbe wahrzunehmen, zu einer seltenen und begehrten Fähigkeit geworden. Mit etwas Glück wird Eddie in die einflussreiche Familie Oxblood einheiraten und sogar ein Bindfaden-Imperium erben. Angenehm ereignislos plätschert sein Leben dahin - bis zu dem Tag, an dem er sich unrettbar und wieder jede Vernunft in Jane verliebt. Denn die ist nicht nur temperamentvoll und wunderbar stupsnasig, sie ist auch komplett farbenblind und gehört damit der gesellschaftlichen Unterschicht an: eine Graue!

Rezension:
"Oh, Schreck", murmelte er, als ihm plötzlich bewusst wurde, dass eine Begrüssung ohne Beisein eines Präfekten möglicherweise eine Kränkung darstellen könnte. "Bitte interpretieren Sie nichts hinein. Dienstagnachmittags spielen sie immer gemischtes Doppel." 
"Croquet oder Tennis?" 
"Scrabble."
Mit jedem Jasper Fforde Buch, komme ich irgendwie besser auf seine Art klar, wo mich Die letzte Drachentöterin enttäuscht hat, habe ich in Grau viel Grund zum Kichern gefunden - wenn es auch eine Weile gedauert hat, bis ich mich in die Geschichte gelebt habe.

Dieses Buch ist, so bin ich zum Schluss gekommen, eine Mischung aus dem Gefühl von Brazil (dem Film aus 1985) und einer gewaltigen Ladung sokratischer Ironie ("sokratische Ironie" ist sowas wie ein Charakter/Erzähler, der sich absichtlich dumm stellt und dieses Wissen mit dem Leser teilt, was Ironie erzeugt - in der Kurzfassung). Ich glaube, es ist diese Mischung, die dafür gesorgt hat, dass es eine Weile gedauert hat, bis ich mich in der Geschichte zurecht gefunden hat, zu viel geballte Ironie - natürlich absolut Regelkonform nach Farbwahrnehmung und Wahrnehmungsstärke sortiert. Selbstverständlich. Ausserhalb von Regeln könnte man ja auch überhaupt nicht existieren.
Trotz ihrer ungeheueren Komplexität und Tragweite vermochten es die Regeln nicht auch nur mit den geringsten Abweichungen fertig zu werden, für die in einer Welt des verordneten Absoluten kein Platz vorgesehen war. Statt den Versuch zu unternehmen, sie zu verstehen oder zu erklären, verlieh man ihnen einfach den Status von Apokryphen und ignorierte sie penetrant, um nur ja nicht die Frage nach der Unfehlbarkeit der Regeln aufkommen zu lassen.
Aber als ich erst einmal Teil der Geschichte geworden bin, habe ich mich wirklich herzlichst amüsiert. Es gibt immer wieder Zitate, über die man stolpert und die einfach sehr viel Anlass zum kichern geben oder neugierig machen. Dabei ist es Fforde auch herrlich gelungen, den Leser mit genau so wenig Allgemeinwissen auszustatten, wie Eddie es vermittelt bekommen hat. Das soll heissen: Man hat eigentlich keine Ahnung, was eigentlich los ist, was auch gut so ist, denn viel Wissen bedeutet Fortschritt und die absolute Stagnation ist doch das oberste Gebot!

Und, nun, solltest du jetzt etwas verwirrt sein, keine Angst, das passiert unweigerlich, wenn man Fforde liesst. Lass dich nicht davon abschrecken, wenn du wie ich bist, dann gibt ihm genug Zeit, denn für die Ideen lohnt es sich wirklich, besonders, wenn man auf diese Art humoristischen, übertriebenen Schwachsinn von Geschichte steht. 
9.3.88.32.015: Gurken und Tomaten sind Obst, die Avocado ist eine Nuss. Zur Befriedigung der Nährstoffbedürfnisse von Vegetariern gilt jeden ersten Dienstag im Monat ein Hühnchen offiziell als Gemüse.
Bewertung:

Nun, ich glaube, das ist ein ziemlich eindeutiges 4/5 Sterne Buch!

Details:

Name: Grau
Originaltitel: Shades of Grey
Reihe: Shades of Grey (Was ich sonst aber nicht angemerkt habe, weil der zweite Band weder erschienen, noch ein Erscheinungsdatum angegeben hat, weswegen ich dieses Buch eher als Stand-Alone betrachtet habe - ich weiss auch noch nicht, ob ich den nächsten Band lesen werde. Jasper Ffordes Bücher funktionieren als Stand-Alone normalerweise einigermassen anständig. Ich werde wohl irgendwann herausfinden wie ich weiter verfahren werde, schätze ich.)
Autor: Jasper Fforde
Verlag: Eichborn
Seitenanzahl: 491
Wo?: Amazon 

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