Das Ende der Unschuld


Das Ende der Unschuld von Megan Abbott

Zusammenfassung:

Die dreizehnjährige Lizzie und ihre Freundin Evie sind unzertrennlich. Nachbarmädchen, die Badeanzüge und Hockeyschläger tauschen, zusammen zur Schule gehen und scheinbar keine Geheimnisse voreinander haben. Doch eines Nachmittags ist Evie verschwunden. Einziger Anhaltspunkt: ein rotbrauner Wagen, den Lizzie morgens durch den Ort hat fahren sehen. Auf einmal steht Lizzie im Zentrum der Aufmerksamkeit: War Evie unglücklich? Hatte sie Sorgen? Hatte sie Lizzie von einem möglichen Verfolger erzählt? Würde sie zu einem Fremden ins Auto steigen? Lizzie versucht sich an die Details zu erinnern und beginnt nachzuforschen. Um ihre Freundin zu finden, aber auch weil sie die Nähe von Evies zutiefst erschüttertem Vater sucht, für den sie heimlich schwärmt. Auf nächtlichen Streifzügen durch die Kleinstadt macht Lizzie seltsame Entdeckungen. Schritt für Schritt kommt sie einem Geheimnis auf die Spur und muss sich fragen, wie gut sie ihre beste Freundin überhaupt kannte.

Rezension:
Was für ein jämmerlicher Strohhalm - seine Tochter ist nicht ertrunken, sondern wurde von einem Mann entführt, der dreimal so alt ist wie sie, aber es ist immerhin ein Strohhalm. Es ist der einzige Strohhalm, den wir haben, und an den klammern wir uns.
Dieses Buch war fantastisch. Ich hatte eigentlich nicht vor, es heute zu lesen, aber ich habe ein wenig durch geblättert, die erste Seite angefangen und konnte dann einfach nicht mehr aufhören. Der Schreibstil entspricht genau meinem Geschmack, die Atmosphäre ist düster und verwirrend und undurchdringlich und alles fühlt sich unheimlich gewichtig an. Ich habe gar nicht gemerkt, wie die letzten Stunden vergangen sind, ich hätte einfach immer weiter lesen können.

Bei dieser Art von Buch ("psychologischer Thriller", aber der "Thriller" Teil ist das wichtige, weil bei denen ist, logischerweise, der Plot immer sehr wichtig) sage ich wirklich nur sehr ungern irgendetwas über die Handlung. Ich glaube einfach, dass so etwas am besten wirkt, wenn man absolut nichts darüber weiss, wenn man einfach reingeworfen wird. Solltest du die Zusammenfassung des Buches also noch nicht gelesen haben, dann würde ich dir raten, das auch weiterhin zu vermeiden und das Buch einfach zu lesen. Denn es ist wirklich, wirklich klasse.

Es gibt verschiedene Schreibstile, die irgendwie genau für mich gemacht sind. Ein blumiger Gaiman-Stil, ein intelligenter Rothfuss (oder auch Bardugo)-Stil oder eben ein solcher, verworrner Abbott-Stil. Solche Stile könnte ich unendlich lange lesen und es würde nicht langweilig werden. Natürlich ist das sehr subjektiv und mir ist durchaus bewusst, dass es keinesfalls ein Stil ist, der jedem gefällt, um genau zu sein kann ich sogar gut verstehen, sollte er anderen Leuten nicht gefallen. Ich gehöre nur halt wirklich nicht dazu. Da der Stil aber doch eine wichtige Rolle in der Präsentation dieser Geschichte spielt, würde ich empfehlen, solltest du unsicher sein, ob es dich interessiert, die ersten Seiten des Buches zu lesen und dir dann eine ungefähre Meinung darüber zu fassen.

Was mir besonders gefallen hat, neben dem Stil, versteht sich, ist wie durchdringend beunruhigend so ziemlich alles an diesem Buch ist. Es ist nicht nur das Rätsel um Evie, sondern besonders auch die Beziehung zu anderen Menschen, alles wirkt fragil, heimlich kaputt, falsch. Ich habe noch nie ein Buch aus der Sicht eines 13-jährigens Mädchen gelesen, in welchem besagtes Mädchen gleichzeitig so viel älter und jünger wirkt, als sie ist und in dem mir 13 wie ein so durchdringend kaputtes, verwirrendes und schreckliches Alter vorgekommen ist. Es wirkt irgendwie, als hätte man einem Kleinkind schreckliche Wunden verpasst und als ob jede Wunde es um fünf Jahre hätten altern lassen. Viel zu jung und viel zu alt und grauenhaft verletzt gleichzeitig. (Ganz ehrlich, ich tue mich hier mit der Beschreibung unheimlich schwer. Es war einfach eine sehr subjektive Wahrnehmung, die auf mich sehr krass gewirkt hat.)

Dabei belasse ich es jetzt einfach mal. Dieses Buch hat mich beunruhigt, sehr beunruhigt, gleichzeitig aber auch verzaubert und ich werde definitiv noch mehr Bücher von Megan Abbott lesen.
Ich schmeisse die Tür zu, dass der Spiegel daran klappert, und fühle mich sehr tragisch; so was tut man, wenn einem die beste Freundin genommen wurde, so was tut man. Man hat Angst um sie und Mitleid, und man knallt Türen zu und schluchzt.
Bewertung:

Surprise-surprise (you're much better looking when you're in disguise) 4.5/5 Sterne.

Details:

Name: Das Ende der Unschuld
Original: The End of Everything
Autor: Megan Abbott
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Seitenanzahl: 288
Wo?: Amazon

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